Frauke Bataille im Gespräch:
Sie sind anerkannte Fachärztin. Warum bieten Sie nun Health Coaching an? Was hat Sie auf diesen Weg gebracht?
Täglich untersuche ich ungefähr 80-120 Gewebeproben von Patienten und stelle Diagnosen. Seit einigen Jahren beobachte ich einen massiven Anstieg an Krebserkrankungen bei jungen Frauen und Männern. War das vor mehr als 10 Jahren noch ein seltener Befund, so gehört das heute täglich zu meiner Arbeit. Alarmierend! Was sind die Gründe für diesen massiven Anstieg an Krebserkrankungen, und das in zunehmend jungem Alter? Ich widme mich seitdem intensiv Studien, die sich einerseits mit der Erforschung von Krankheit, andererseits aber auch mit der Erforschung von Gesundheit und einem guten Leben beschäftigen. Und alle Studien belegen den eindeutigen Zusammenhang von einer „guten Lebensführung eines Menschen“ und dessen Lebensqualität und Gesundheit. Und Health Coaching ist genau diese Brücke zur Umsetzung einer gesunden Lebensgestaltung…
Bekomme ich von Ihnen Tipps, nach dem Motto: „Iss mehr Salat und Gemüse, arbeite einfach weniger und mach endlich regelmäßig Sport“…Das befürchte ich, aber ich krieg es eben nicht hin…?
Wir Menschen in aufgeklärten Gesellschaften wissen eigentlich viel über gesunde Ernährung, Bewegung, Stress, Work-Life- über all das, wie wir eigentlich leben sollten, bekommen es aber nicht umgesetzt. Etwas zu wissen und wollen heißt noch lange nicht, es auch zu leben. Und genau diese Umsetzungsmöglichkeiten in IHREM Leben, darum geht es in meinen Sitzungen. Es geht darum, dass Sie Ihr Leben so gestalten, dass es Ihnen leicht fällt, ja sogar Spaß macht, ein „gesundes Leben“ zu führen und da geht es tatsächlich nicht um das Einhalten von rigiden Regeln, sondern um das Erarbeiten eines neuen inneren Kompass, mit dem Sie sich selbst gut steuern. Gern auch mal mit einem leckeren Stück Kuchen oder einem Glas Bier oder Wein. Oder eben auch mit „viel Arbeit“. Aber eben in Kombination mit vielen gesundheitsfördernden Elementen. Auch spielen Beziehungen und wie Sie diese Beziehungen gestalten (Partnerschaft, Freundschaft oder auch Berufskontakte), eine ganz entscheidende Rolle beim Thema Gesundheit. Schlechte Beziehungen auf Dauer aufrecht zu erhalten, kann tatsächlich krank machen. Da ist die medizinische Forschung mittlerweile sicher. Ich war selbst ganz bewegt, wie man unter dem Mikroskop stressbedingte Veränderungen an Zellstrukturen sehen kann. Wir können uns also eigentlich toxische Beziehungen auf Dauer nicht leisten. (lächelt)
Muss ich denn mein ganzes Leben umstellen? Beruf verändern? Mich trennen von einer anstrengenden Liebesbeziehung?
Es ist unterschiedlich bei meinen Klienten. Bei einigen reicht es, genau die richtigen Hebel zu identifizieren, die ein balanciertes Leben ermöglichen. Ich gebe Ihnen sehr konkrete Impulse und wir schauen nach Umsetzungsmöglichkeiten. Bei anderen Klienten geht es um einen sogenannten „Systemwechsel“. Das bedeutet, das eigene Leben an einem neuen Leitstern auszurichten. Das sind sehr intensive und meist auch etwas längere Prozesse, die den Menschen dann aber nachhaltig in die Lage versetzen, ein wirklich „gutes, intensives, erfülltes, und gesundes Leben“ zu leben. Wir schauen sehr genau gemeinsam hin, was Sie wirklich wollen. Und das gehen wir dann gemeinsam an.
Warum arbeiten Sie mit Coaching?
Nach einer arbeitsintensiven Ausbildung an der Universität Regensburg drängte es mich in eine Gemeinschaftspraxis mit dem Wunsch, meiner Arbeit in einem netten Kollegenteam nachzugehen, aber auch dem Ziel vor Augen, mehr Freizeit in meinem Leben zu bekommen. Ich spürte – da ist noch mehr in mir was gelebt werden möchte. Das ging die ersten Jahre sehr gut bis das 2012 ein Kollege aus unserem Team plötzlich verstarb, ein weiterer im Schock kündigte. Von ehemals 4 Fachärzten standen wir plötzlich zu zweit vor einem riesigen Berg an Arbeit, mussten jegliche Freizeit und Urlaub streichen. Unser einziges Ziel war die Arbeit irgendwie zu schaffen. In dieser Zeit ist mir bewusst geworden, dass ich hier vor einer Entscheidung stehe –entweder als Opfer der Katastrophe im Burnout ende, oder bei selbst widrigen Umständen mir einen „Weg“ durch diese Zeit erarbeite. Mit der Verwirklichung kleiner persönlicher Ziele habe ich mir immer wieder Ressourcen aufgebaut, kleine Kraftquellen, die mich über Wasser hielten, um durch diese Zeit zu kommen. Ich hatte mich damals für ein mich begleitendes Coaching entschieden. Dabei wurde mir klar, dass eine wichtige Kraftquelle sicherlich eine gesunde Lebensführung ist, aber mindestens genauso wichtig die innere Haltung mit der ich meine Lebensumstände betrachte und Probleme angehe. Hinzu kommen viele weitere, oftmals kleine Aspekte, deren Wirkung uns oft nicht bewusst sind, weil wir sie als selbstverständlich oder unbedeutend werten. Nach dieser Zeit wusste ich – mit diesem Thema bin ich nicht alleine – mit plötzlichen Herausforderungen im Leben werden wir alle konfrontiert – der Weg damit gut umzugehen war für mich das Coaching. Und deshalb möchte ich diese Möglichkeit auch anderen Menschen auf professionelle Weise anbieten. Coaching ist eine Art Gesprächsführung und ich selbst habe diese fundiert gelernt. Klar war ich vorher auch schon nicht schlecht in Kommunikation. Aber die Möglichkeit, strukturiert und effizient, tiefe mentale und emotionale Veränderungen (Systemwechsel) zu begleiten, das kann kein „privates Gespräch“. Das kann tatsächlich aber gutes professionelles Coaching. Ein Mensch am Ende eines Coachingprozesses lebt das Leben, das ihn oder sie beruflich und persönlich in der Tiefe erfüllt und die Wahrscheinlichkeit maximal erhöht, dass auch Körper und Psyche in Balance sind oder ein Erkrankter trotz Krankheit ein „gutes Leben“ lebt.
Sie coachen auch viele Highperformer in der Wirtschaft, die sehr engagiert arbeiten und viel leisten wollen und können. Warum gerade diese Zielgruppe? Was verbindet Sie mit diesen Menschen im Business?
Mich beeindrucken Menschen, die Ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Die das Beste aus sich machen, beruflich, persönlich, und auch in Punkto Gesundheit und Lebensführung. Ich habe sehr früh selbst Verantwortung für mein Leben übernommen, wissend, letztlich bin ich für das, was aus mir wird, selbst verantwortlich. Ich muss – vor allem aber – ich kann mein Leben aktiv selbst gestalten. Beruflich habe ich mich immer zu anspruchsvollen Aufgaben hingezogen gefühlt, habe dabei aber auch gemerkt, dass ich auf meine Energiequellen und Ressourcen achten und etwas dafür tun muss. Wenn wir lange in unserem Leben viele unserer Wünsche und Ziele umsetzen möchten, dabei Lebensenergie und Lebensqualität spüren und ein langes gesundes, aktives, selbstbestimmtes Leben führen möchten – dann geht das nicht ohne heute bewusst etwas dafür zu tun und die richtigen Weichen zu stellen, um nicht blindlings ein Burnout zu riskieren.
Wie war Ihr Karriereweg als Ärztin?
Ich habe zehn Jahre an der Universität in Regensburg geforscht, insbesondere im Rahmen meiner Habilitation über die Einflussfaktoren von entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa). Und schon damals entwickelten sich erste Vermutungen, wie sich der Lebensstil eines Menschen auf seine Gesundheit bzw. Krankheit auswirkt. Die Wissenschaft erforscht fundiert Zusammenhänge, ihre Kernaufgabe ist es jedoch nicht, die Lebenspraxis von Menschen zu verändern. Nach den Jahren der Forschung entschied ich mich, für die Niederlassung, d. h. für eine diagnostisch ausgerichtete Praxis. Heute besteht diese Gemeinschaftspraxis aus 4 Fachärzten und knapp 30 Mitarbeitern und fordert nicht nur meine Kompetenz als Medizinerin, sondern auch meine Fähigkeiten auf den Gebieten Management und Mitarbeiterführung.