Über die Faszination Coaching und wie man seinen Weg in diese Profession erfolgreich geht
Kara Pientka im Gespräch mit ihrer ehemaligen Auszubildenden Christine Edenstrasser
Was fasziniert Sie am meisten an der Arbeit mit Menschen im Coaching?
Die Bewegung von der Problemtrance in die Lösungsexpertise! Das bringt mein „Herz.Hirn“ zum Singen.
Zuhören, Fragen stellen & Ziele definieren – das wurde mir in die Wiege gelegt. Aufgewachsen in einer unternehmerischen Großfamilie, gab es genügend Möglichkeiten, zu beobachten, wie es so ist mit Problemen und Lösungen – und wie es Menschen dabei geht und in welche Zustände Sie kommen.
Das Beobachten aus der Metaebene & das respektvoll Rückmeldung geben, um den Perspektivenwechsel einzuleiten – das fasziniert mich. Wenn es gelingt, dass Menschen, die sich mir anvertrauen, in die Bewegungen kommen – in Richtung Ihrer Ziele & Träume – was für ein Moment!
Sie coachen an unterschiedlichen Orten: Manchmal in Südtirol, in Wien und hauptsächlich in den Kitzbüheler Alpen/Tirol in Ihrem wunderschönen alpinen Gutshof. Hat das auf Ihre Klienten eine Wirkung?
Ja, das ist einer der kraftvollen Anziehungspunkte, die meinen Erfolg mitbeeinflussen – ich liebe es, Schönes zu vermehren. In meinem Leben und auch in meiner Beratungsfirma. Ästhetik & Kreativität füllen mich aus… ich stelle Räume zur Verfügung – zum Denken, zum Ausruhen, als Kraftquelle. Menschen, die bei mir „landen“ lieben es von Kunst, Farbe & Design inspiriert zu werden.
Wer zu mir auf Gut „Koch“ kommt, erlebt einen herrlichen Apfelbaumgarten, alte Streuobstwiesen mit seltenen Apfelsorten, die meine Vorfahrinnen um 1900 angelegt haben – diese Wiesen sind sehr wichtig für das ökologische Gleichgewicht und ein Coaching unter den schönen Bäumen mitten in der Natur mit Blick auf die Berge hat eine besondere Kraft.
Sie arbeiten in beiden Disziplinen: Therapeutisch und im Coaching. Klingt nach einer idealen Kombination. Wie kann man sich das in der Praxis vorstellen?
Ich manage mit meinen Klienten mental-emotionale Prozesse – einerseits in meiner jahrzehntelangen Profession als Fachtherapeutin für Psychologie & Psychotherapie und andererseits als Master.Coach für berufliche und persönliche Entwicklung. Die Bereiche des Coachings und des psychologischen Consults (wie ich das nenne) sind in meinem großzügigen Beratungsräumen optisch gut getrennt. Es sind ja auch unterschiedliche Prozesse und Settings. Ich erlebe es als optimale Synergie, dass ich sowohl das eine als auch das andere anbieten kann – meine Klienten schätzen das sehr.
Mein berufliches Ziel war immer, wie ein sehr guter Anwalt oder Steuerberater für meine Klienten zu wirken. Wenn das Vertrauen & die Professionalität stimmen, wechselt man diese Unterstützer nicht. Dieses Ziel habe ich dank meiner Klienten erreicht – wer einmal zu mir kommt, kommt immer wieder wenn ein Thema ansteht, welches alleine nicht gelöst werden kann. Dafür bin ich sehr dankbar.
Ich bin wie ein Anwalt der beruflichen oder persönlichen Lebensqualität oder wie ein Anwalt in der Liebe für meine Klientel tätig.
Autonomie ist Ihnen ein wichtiger Begriff in Ihrer Arbeit. Was meinen Sie damit?
Autonomie kommt aus dem griechischen und bedeutet „sich selbst Gesetze gebend“. Das Autonomie-Training bzw. die systemische Selbst-Integration habe ich bei dem renommierten Psychiater und Buchautor Dr. Robert Langlotz in München erlernt. Menschen lernen Eigenes von Fremden zu unterscheiden und sie werden befähigt, sich gesund abzugrenzen, wenn es notwendig ist. Es ist wie ein Erwachsen-Werden im systemischen Sinne, es beinhaltet die wichtige Mutter- und Vaterklärung, genauso wie die Lösung von schweren mehrgenerationalen Verstrickungen/Themen oder es löst Nicht-gelungene-Trennungen. Der Abschluss eines erfolgreichen Autonomie-Prozesses bedeutet, dass der Mensch selbstwirksam und aktivitätsfähig und gut bei sich ist bei gleichzeitiger sehr guter Kooperationsbereitschaft mit der Welt und seinen Mitmenschen.
Was haben Sie gemacht, bevor Sie Coach wurden? Und wann und warum fingen Sie an, sich für Coaching zu interessieren? Und wie war Ihr Weg?
In meinem ersten Beruf war ich Marketingfachfrau und Markenmanagerin in einem international wirkenden Unternehmen, in dem ich in einer Führungsposition tätig war. Im nächsten Entwicklungsschritt konnte ich dort auch meine psychologische Expertise einbringen, indem ich die Position des „chief listening officer & chief happiness officer“ installierte. Ich war ein vertrauensvoller Ansprechpartner außerhalb des eigenen Teams für die Mitarbeiter. Mein innerer Kompass ist manchmal seiner Zeit voraus – in vielen Firmen gibt es diese Position jetzt bereits.
Die Coaching-Expertise habe ich mir von 2010 bis 2017 in einer der damals renommiertesten Institutionen seiner Art in Berlin, der Dr Bock Coaching Akademie, erarbeitet. Dort haben Sie, liebe Kara Pientka als meine Dozentin maßgeblich zu meiner Ausbildung beigetragen. Ihre einzigartige Kombination aus höchster Professionalität gepaart mit Ihrem ureigenen Humor und einer gewissen Leichtigkeit – das hat mich sehr geprägt. Anspruchsvolle Themen geschmeidig formulieren – das war Ihr Spruch!
Dr. Bocks Ansatz der mentalen Selbstsabotage (MINDFUCK-Droemer Verlag), und wie man diese Blockademuster im Coaching entlarvt und sein wahres, humanes Potenzial entfaltet – das hat mich überzeugt.
Ihr INHESA® Institut hat mit seinem Health & Selfcare Ansatz einen Megatrend für Masterkonsumer erkannt – das ist entscheidend. Neben der mentalen Störung spielen auch emotionale und körperliche Störungen eine wichtige Rolle. Das kann ich aus meiner Coaching- und Lebenserfahrung nur bestätigen. Die Ausbildung zum Health Coach bei in Ihrem Institut – ein Booster für die nachhaltige Entwicklung der Kollegenschaft in unserem Business.
Wie lang hat der Praxis-Aufbau insgesamt gedauert? Was war im Nachhinein besonders wichtig bei Ihnen, dass es geklappt hat? Gab es auch Momente der Verunsicherung? Was hat Ihnen geholfen?
Sowohl bei meiner psychotherapeutischen Praxis als auch im Coaching.Bureau hat es rund 7 Jahre gedauert, bis ich davon leben konnte. Damit habe ich gerechnet als ich gestartet bin. Ich bin noch solange zwei Tage die Woche in meinem ersten Beruf geblieben (obwohl es nicht mehr ganz das Meine war), bis ich auch zahlenmäßig, die Ahnung hatte: Es könnte funktionieren, es wird mich tragen. Ich hatte mir auch einiges an Reserven beiseite gelegt, sonst wäre der Druck zu groß gewesen. Trotzdem, trotz allem Wissen und trotz aller weiser Voraussicht – zwischendrin ging mir bei „den Mühen der Ebenen“ (nach Bertolt Brecht) fast der Atem aus. Dann waren Pausen wichtig. Ich habe gelernt mir ein verlässliches „support-team“ (wie ich es nenne) aufzubauen – Menschen, die für mich da waren. Wir dürfen auch um Hilfe bitten, auf dem Weg zum Ziel. Wir müssen nicht immer alles alleine stemmen. Mein Erfolgskomitee aus klugen Unterstützern war sehr wichtig für mich: Es analysierte immer wieder mit mir die Fortschritte und gab mir die Sicherheit, auf der richtigen Fährte zu sein. Mein geliebter Gefährte, also mein Lebenspartner, war und ist hier mein wichtigster Mitdenker und Mitentwickler.
Im Jahre 2000 habe ich mit der Praxis plus Autonomie-Training-Seminare gestartet & 2011 kam das Coaching Angebot dazu. Mittlerweile arbeite ich genauso wie ich es mir immer „erträumt“ (imaginiert) habe. Alles, was ich jemals erdachte, ist eingetreten – doch ich habe auch geschwitzt dafür, ich habe zwischendrin bergauf beschleunigt und ich habe nie aufgegeben. Bin immer in Bewegung in Richtung Ziel geblieben.
Ich hatte meine Vision, die war stark und die hat mich gezogen – und ich wusste immer wie meine 100% sein sollten – das war wie ein Stern, dem ich gefolgt bin.
Was würden Sie Jung-Coaches empfehlen, die gerade am Anfang einer Gründung stehen? Was sind die wichtigsten Dinge, die man beachten sollte? Welche Fehler sollte man vermeiden?
Wer hohe Türme bauen will, baut stabile Fundamente! Ich wollte viel erreichen mit meiner Vision. Das wichtigste ist aus meiner Sicht, dass sich Jung-Unternehmer (Coaches) im ersten Schritt einmal die Zeit nehmen, genau zu überlegen, wie ihre 100% aussehen könnten. Diese 100% müssen stark aufgeladen sein.
Aus der Veränderungsforschung wissen wir, dass große Projekte 5 bis 7 Jahre dauern, bis sie zum Abschluss kommen. Mir war wichtig, Zwischenschritte – zeitlich und inhaltlich – schriftlich zu definieren: bis ins Detail – Honorare, Themen, Angebote, Zielgruppen. Die erreichten Zwischenschritte wurden auch gefeiert. Wer schreibt, der bleibt, meinte mein bewunderter Goethe. Dann kann man auch nachlesen und stauen, was man alles erreicht hat. Oft leiden wir Menschen an Entwicklungsdemenz und vergessen, was wir schon alles erreicht haben.
Aus meiner Sicht sollte man weder zu schnell starten, noch zu schnell aufhören… Wie in der Liebe, gibt es eine Liebe auf den ersten Blick und dann folgt erst die Liebe auf den zweiten, dritten, vierten Blick… – genauso ist es für mich auch im Beruf.
Welche Bedeutung hatten Ihre Ausbildungs-Jahre? Und welche Bedeutung hatten Ihre Ausbilder/innen? Sie sind ja für Ihre Ausbildungen lange Reisen angetreten. Von Tirol nach Berlin. Warum?
Eine solide Ausbildung mit sehr guten, erfahrenen Dozenten und Lehrenden gehört für mich zu jeder Profession dazu. Es ist wie das Handwerkszeug des Profis. Es sind die Basics. Ich habe immer gelernt, studiert und nebenbei sofort geübt. Lernen und Üben. Lernen und Üben. Wer ein Meister werden will – muss ÜBEN.
Ich wählte immer nach Menschen meine Ausbildungsorte. Menschen, die mich zu der jeweiligen Zeit faszinierten, die etwas sagten oder taten, was neu war, anders als bisher. Das hat mich fast immer nach Deutschland geführt. Ich liebe die Deutschen und ihre Fortschrittlichkeit. Und ich liebe es spielerisch zu arbeiten und herumzustreuen – eine Formulierung, die mich so froh macht. Diese Reisen waren Teil der Ausbildung. Deshalb war mir auch München, Berlin und Co sehr, sehr willkommen.
Manche Ausbilder und Dozenten haben mich nur für einen gewissen Zeitraum inspiriert, manche inspirieren mich noch immer (Sie zum Beispiel!) – aber das Wissen, das ich abgeholt habe, hat sich alles in den mir heutigen Arbeitsstil, zu jenem Konglomerat verwoben, welches mich heute in der Beratung für meine Klienten einzigartig macht.
Gelernt habe ich folgendes: Menschen buchen nur selten Methoden. Menschen buchen Menschen mit Persönlichkeit, mit Empathie mit Einsatzbereitschaft für Ihre Themen und Probleme.
Haben die langjährigen Ausbildungen, die Sie alle erfolgreich absolviert haben, auch auf Ihr persönliches Leben Auswirkungen gehabt? Wenn ja, mögen Sie ein paar Beispiele erzählen?
Ja, natürlich. Für mich setzen Ausbildungen und Studien im Bereich Psychologie, Psychotherapie & Coaching natürlich Selbsterfahrung, Selbstklärung und persönliches Wachstum voraus, wenn man es wirklich mit ganzer Passion angeht.
Die gesamte Bandbreite von Klärung der Vergangenheit, ich nenne das „reconstructed past“ also verstandene Vergangenheit, die Analyse der Gegenwart und die Klärung der erwünschten Zukunft – formt einen Menschen. Hat mich geformt. Hat mich an Weggabelungen gebracht, wo ich mich entscheiden musste. Diese Entscheidungen waren mit starken Wachstumsschmerzen verbunden – doch danach war ich gewachsen. Mein Streben ging immer in Richtung Ziel, manchmal musste ich jahrelange Umwege machen, um dann eine sehr gute Ortskenntnis zu haben. Ich habe mich bewegt. Und wurde auch bewegt.
Im Zuge meines Lebens habe ich mir alle „Aktien an meinem Leben“ wieder zurückgeholt – normalerweise bestimme ich den Takt und die Musik. Falls ich manchmal schlimm aus diesem Takt gerate, was natürlich passiert, habe ich (Göttin sei Dank!) kluge „professionell friends“ aufgebaut, die mir dann weiterhelfen.
Sie arbeiten auch im weitesten Sinne auch als Health Coach. Warum ist das in Ihrer Arbeit wichtig? War das schon immer so?
Wie schon vorher betont: Die Gesundheit ist ein Megatrend für Masterkonsumer – diese waren/sind auch meine Klienten. Deshalb habe ich immer auch in Richtung Gesundheit beraten: körperlich, mental und emotional. Ich bin in diesem Bereich auch sehr gut vernetzt, das heißt ich habe überall auch „meine Ärzte“, die im Bereich der Gesundheit Experten sind. Selbst bin ich mit der Zeit zu einer Expertin herangereift, wie ich mich körperlich, emotional und mental gesund & fit halte. Unser Leben ist sehr komplex und schnell geworden, dass das Thema Gesundheit für jeden ein lebensentscheidendes Thema ist. Die meistgegoogelten Begriffe seit Jahren sind „Healthcare & Wellbeing“.
Welche Bedeutung hat Health Coaching Ihrer Einschätzung nach in der Zukunft?
Eine Spielentscheidende! Sie, liebe Kara sind mit Ihrer Geschäftspartnerin am Puls der Zeit und haben ein untrügliches Gespür für den richtigen Moment. Hätte es diese Ausbildung schon damals, also 2010 gegeben – ich hätte sofort gebucht!
Welche Veränderung hat Corona in Ihre berufliche Praxis gebracht?
Im ersten Moment, im März 2020 war es einfach nur ein Schock, wie für alle anderen wohl auch. Stillstand. Alle Termine abgesagt. Betretungsverbot. Halleluja! Was tun? Keine Einnahmen mehr.
Ich war damals noch sehr analog unterwegs. Meine Regeln lautete: Die ersten zwei Stunden müssen unbedingt persönlich stattfinden. Danach geht es auch per Zoom oder MS-Teams. Doch wirklich gern hab ich das nicht gemacht.
Ich konnte wieder einmal hautnah an mir selber erkennen, wie man mit großen Veränderungen umgehen kann: Man kann sie als Chance sehen, etwas Neues zu entwickeln oder eben als reines Übel, daran verzweifeln und/oder noch ein größerer Experte in seinen Problemen werden. Eine meiner Erfahrungen: Menschen, die jammern, sind noch nicht bereit, etwas zu ändern. Diese Menschen haben vorher gejammert und jetzt jammern sie weiter.
Ich hab es genutzt. Hab mich technisch professionalisiert, ausgestattet und coache heute Menschen von Malta über Italien bis nach Köln, rein digital ohne, dass ich sie jemals persönlich in der Praxis erleben konnte. Auch das Telefonieren funktioniert sehr gut. Und es gelingt – meine Klienten melden Zufriedenheit und Freude am Tun. Was für eine großartige Erweiterung meines Wirkens und was für eine Chance für unseren Berufsstand.
Was sind Ihre nächsten beruflichen oder persönlichen Pläne?
Einer meiner Lieblingssprüche lautet „Take care of your garden and butterflies will come to you!” – diesem Bild getreu bauen wir jetzt am Projekt .garten.EDEN.strasser. Ein Ort, wo ich mich künstlerisch entfalten kann, wo ich auch anderen Künstlerinnen, die Möglichkeit gebe zu gestalten, wo es Quellen der Kraft gibt, kleine Bänke und Stühle, zum Platz nehmen und SEIN, Klänge, Wildbienen-Hotels, blühende Jahressträucher und Lavendel mit Kletterrosen … Menschen, die kommen und mit denen ich Zeit und Raum teilen möchte inmitten von Äpfel und Birnenbäumen…
Für mich persönlich geht es die nächsten Jahre, um meine gestalterische Freiheit – in meinem Tempo mit exzellenter Leistung. Ich möchte neben meinem dynamischen Schaffen, ganz bewusst Zeiten haben, wo ich nur staune und schaue und lausche und aufgehe im Moment. Momente, in denen ich mich bewege und bewegt werde…
Weitere interessante Informationen zu unserer ehemaligen Auszubildenden Christine Edenstrasser, ebenso wie ihre Leistungen als Coach finden sie auf ihrer Homepage https://www.christineedenstrasser.com/.