Kara Pientka spricht mit ihrer ehemaligen Auszubildenden Anja Worm, Coach für berufliche Zufriedenheit
Liebe Anja Worm, wie war Ihr Weg ins Coaching? Wie waren die Stationen vorher? Was hat Sie zum Coaching gebracht?
Mich hat schon immer interessiert, wie Menschen sich verändern können und wie es gelingen kann, ein gutes Leben zu führen. Schon mit 20 Jahren habe ich dazu alle möglichen Bücher verschlungen und viel gelesen. Dann habe ich allerdings erst einmal den Weg in die Fremdsprachen gewählt. Ich habe in vielen verschiedenen Assistenzpositionen gearbeitet. Schon damals hat mich immer nur der kommunikative Aspekt an Sprache interessiert. Mit Anfang 30 habe ich dann eine Fremdsprachenschule in Kiel übernommen und geleitet. Neben Führungs-, Ausbildungs- und Trainingserfahrung habe ich auch sehr viele Menschen in neue Jobs begleitet und beraten. Das hat mir so viel Freude gemacht, dass ich beschlossen habe, es zu meinem Hauptberuf zu machen. Die Ausbildung zum Coach erschien mir dann in der Folge ganz logisch.
Sie coachen Menschen, die sich beruflich umorientieren wollen. Erzählen Sie doch gern mal ein paar typische Beispiele Ihrer Klienten. Welche Themen wollen die Klienten lösen? Wie kann Coaching hierbei helfen?
Zu mir kommen meistens Menschen, die beruflich unzufrieden sind. Häufig klären wir in einem ersten Schritt, ob eine Umorientierung eine gute Idee ist oder ob es nicht der bessere Weg ist, in dem bestehenden Job etwas zu verändern. Ich stelle häufig fest, dass Menschen meistens gar nicht so falsch in ihrem gewählten Beruf sind und dass es häufig nur kleinere Korrekturen braucht. Da wir ja häufig auch selber Anteile an unserer Unzufriedenheit haben, lohnt es sich, diese erst einmal genauer zu betrachten und anzugehen, damit nicht im nächsten Job das Gleiche passiert. Zum Beispiel haben Arbeitsüberlastung und Konflikte im Job meistens auch etwas mit mir selbst zu tun. Hier geht es dann häufig erst einmal um den Aspekt der Klarheit. Im zweiten Schritt geht es dann um Handlungsorientierung. Was kann ich denn tun, um wieder mehr Zufriedenheit im Job zu bekommen? Im Coaching geht es neben guten Fragen ja auch häufig darum, den Spiegel vorzuhalten und blinde Flecken zu beleuchten. Das kann häufig erhellend sein und bringt dann Bewegung in festgefahrene Muster rein.
Sie arbeiten nicht nur mit Einzelklienten – sondern auch mit Gruppen. Warum? Und worin liegen die Vorteile zur Einzelarbeit?
Gerade im Umorientierungsprozess sind Gruppen unglaublich hilfreich. Zu erfahren, dass ich mit meinem Thema nicht alleine bin, die mentale Unterstützung in der Gruppe, die Vernetzung auch bezüglich potenzieller Arbeitgeber und die Job-Ideen-Entwicklung in einer heterogenen Gruppe sind meines Erachtens unschlagbar. Das kann kein Einzelcoaching leisten. Ich bin ein großer Fan von Gruppenarbeit in Umorientierungsprozessen geworden. Und manchmal bedarf es dann halt auch nochmal zusätzlich ein Einzelsetting.
Wie lange hat es gebraucht, um im Coaching erfolgreich zu sein? Was war im Nachhinein wichtig? Was würden Sie Coaches, die gerade am Anfang ihres Praxisaufbaus stehen, empfehlen?
Ich habe schon mehrere Jahre gebraucht, um davon komplett leben zu können. Für mich war es auf jeden Fall hilfreich, dass ich in Kiel bereits durch meine Arbeit als Geschäftsführerin der Fremdsprachenschule bekannt war und dass ich bereits unternehmerische Erfahrungen hatte. Wenn das fehlt oder man nicht über gute Netzwerke im Unternehmenskontext verfügt, würde ich jedem empfehlen, sich professionelle Hilfe einzukaufen in Form von Marketing und Strategie. Für Trial & Error Erfahrungen sind meines Erachtens die Märkte im Coaching bereits zu voll und es könnte eher zu Frust führen, wenn sich der Erfolg nicht einstellt. Ich glaube, es braucht eine sehr gute Positionierung und strategische Herangehensweise. Ich sage immer zu meinen Klient:innen, die sich selbstständig machen möchten: Keine Sichtbarkeit auf dem Markt, kein Business! Ich glaube, dass man das auf diese einfache Formel heutzutage runterbrechen kann. Es reicht halt nicht mehr, nur gut zu sein, man muss auch gefunden werden. Und ich glaube, dass noch viel auf dem Markt möglich ist und, dass die eigentlich guten Zeiten für Coaching erst noch kommen werden. Der Coaching-Markt ist ein Milliarden-Markt.
Sie machen selbst einen Podcast: “Montags gern aufstehen!” Ein toller Titel. Worum geht’s in diesem Podcast?
Es geht um das breite Thema der Zufriedenheit im Job. Das können zum einen Themen zur Klarheit sein, ob ich kündigen soll, Umorientierungsthemen sowie Themen wie ein gutes Mindset, Druck, Konflikte im Job und gesunde Selbstfürsorge. Es gibt sowohl Einzelfolgen als auch Interviewgäste wie z.B. auch Sie, Frau Kara Pientka, zum Thema „Gesund arbeiten“.
Bei der Wahl Ihrer Ausbildungen im Coaching-Kontext, worauf legen Sie persönlich Wert? Welche guten und schwierigen Erfahrungen haben Sie gemacht? Auch hier: Was empfehlen Sie Interessenten, die vor der „Qual der Wahl“ stehen?
Schwierige Erfahrungen habe ich bislang nur gemacht, wenn Klient:innen manchmal von ihren eigenen Ausbildungen berichten, die esoterischer Natur waren oder auch nicht so professionell. Ich selbst habe nur gute Erfahrungen gemacht. Für mich war die Ausbildung ein unglaublicher persönlicher Wachstumsbooster. Ich empfehle Interessenten, sich gut zu informieren, Ausbildungsinhalte zu vergleichen, auch Erfahrungsberichte zu lesen und dann natürlich sich nach der hoffentlich durchgeführten Beratung auf das eigene Gefühl zu verlassen. Ich glaube, es ist wichtig, dass man sich wohlfühlt im Ausbildungsinstitut. Ohne Vertrauen ist m.E. eine gute Ausbildung schwierig.
Hat Ihre jetzige Tätigkeit als Coach etwas mit Ihrer eigenen Lebensqualität gemacht? Wenn ja, was?
Ich war eigentlich schon immer darauf aus, selbstbestimmt und frei zu arbeiten. Das sind meine größten Werte in der Arbeit, daher war ich auch schon vorher Unternehmerin. Ich liebe es zu gestalten. Und ja, das kann ich jetzt auch weiterhin und dabei auch noch Menschen Mut machen, ihre eigenen Wege zu gehen. Was kann es Schöneres geben? Ich liebe es!
Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Beruflich und/oder persönlich?
Ich wünsche mir, dass es irgendwann einen Zeitpunkt gibt, in dem Menschen sich ungläubig anschauen und sagen: „Wow! Es gab mal Menschen, die dachten, sie müssten unter schlechten Bedingungen in Jobs arbeiten, die ihnen nicht gefallen. Das ist ja vollkommen verrückt! Was war denn da los?“
Das wäre toll! Mir liegt das wirklich fern. Ich kann mich zwar verbiegen und anpassen, aber nur für kurze Zeit. Dann meldet sich mein innerer Radar und fragt, wann ich mich denn jetzt endlich wieder ernst nehmen möchte. Das ist zu meinem inneren Motto geworden. „Anja, nimm dich ernst und wichtig!“ Und daran haben Sie, liebe Frau Pientka, auch einen großen Anteil!
Herzlichen Dank!
Weitere Informationen zu Anja Worm als Person, ihren Podcast, ebenso wie ihre Leistungen als Coach finden sie auf ihrer Homepage www.montagsgerneaufstehen.de.
Oder hören Sie direkt rein in die Podcastfolge “Gesund arbeiten – wie gehts das?” mit Kara Pientka